DER HORAZ VON MALLORCA: DIE KURZBIOGRAPHIE EINES WAHREN DICHTERS
Miquel Costa i Llobera (10. März 1854 – 16. Oktober 1922) war ein mallorquinischer Dichter. Er wird als eine der zentralen Figuren der katalanischen Dichtung angesehen.
Er wurde 1854 in der mallorquinischen Stadt Pollença, Spanien, als Sohn einer Familie von Großgrundbesitzern geboren, die mehrere Anwesen in der Region besaßen, darunter die heutigen Standorte des Hotels Formentor und von La Fortaleza. Sein Onkel, Dr. Miquel Llobera, prägte ihn stark und weckte in ihm die Leidenschaft für die klassische Literatur.
Ursprünglich studierte Costa i Llobera Rechtswissenschaften in Barcelona, wo er auch mit der Bewegung der katalanischen Renaixença in Kontakt kam. Da ihm das Studium der Rechtswissenschaften jedoch wenig lag, entschied er sich bewusst, einen eigenen literarischen Weg einzuschlagen. Durch die geschickte Verbindung von Elementen aus Romantik und Klassizismus entwickelte er einen unverwechselbaren und fesselnden poetischen Stil, der ihn von seinen Zeitgenossen abhob.
Spanische Gelehrte wie Antoni Rubió i Lluch beschrieben ihn als einen Romantiker des Klassizismus und einen Klassiker der Romantik. Der bekannte Kritiker Marcelino Menéndez Pelayo bezeichnete ihn als „einen der wenigen großen Dichter“, die zu jener Zeit in Spanien lebten.
Costa i Llobera widmete sich dem Studium und der Übersetzung klassischer Dichter wie Horaz. Zu Beginn seines Schaffens schrieb er vor allem romantische Gedichte. Ein Beispiel dafür ist seine berühmteste Ode, Lo pi de Formentor („Die Pinie von Formentor“), die 1885 auf Katalanisch veröffentlicht wurde. Das Gedicht ist eine Hommage an eine geliebte Pinie in Formentor und diente Schriftstellern und Malern wie Joan Miró und Anglada Camarasa als Inspiration. Es ist zugleich eine asketische Metapher für die menschliche Existenz und den Lebenskampf, wobei es Tugenden wie Beständigkeit und Widerstandsfähigkeit hervorhebt.
Zwischen 1900 und 1901 schrieb er das epische Gedicht La deixa del geni grec („Das Erbe des griechischen Genies“). Es erzählt die Geschichte griechischer Seefahrer, die von den einheimischen Steinschleuderern der Balearen gefangen genommen werden. Das Gedicht ist zudem für die Figur der legendären Sybille Nuredduna bekannt, eine der dauerhaftesten Schöpfungen des Dichters. Das Werk wurde 1947 als Oper unter dem Titel Nuredduna adaptiert.
Im Jahr 1906 veröffentlichte er seine bedeutendste Gedichtsammlung Horacianes („Gedichte im Stil des Horaz“), die viele katalanische Künstler, darunter seinen Freund Antoni Gaudí, begeisterte. Mit großer sprachlicher Sorgfalt übertrug Costa i Llobera klassische Versmaße und poetische Muster in die katalanische Sprache. Das Werk, das sechzehn Gedichte umfasst, ahmt die klassischen Strophen antiker griechischer und römischer Poesie nach (wie Alkäische oder Sapphische Strophe). Das Werk wurde in Katalonien begeistert aufgenommen, und Juan Valera lobte seine metrischen Innovationen und die hohe Qualität seiner Dichtung. Frédéric Mistral, Nobelpreisträger für Literatur 1904, schrieb einen Brief auf Okzitanisch an Costa i Llobera und pries seine „melodischen horazischen Oden, […] als würdig der Lorbeerkränze des Tibers“. Eines davon wurde auch in dem Buch Horacio en España des erwähnten Menéndez y Pelayo mit großen Lobeshymnen veröffentlicht.
1907 begab sich Costa i Llobera zusammen mit anderen Mallorquinern, darunter der Dichterin Maria Antònia Salvà, auf eine Pilgerreise in den Nahen Osten. Aus dieser Reise ging 1908 sein Gedichtband Visions de la Palestina („Visionen von Palästina“) hervor, beeinflusst von der antiken Poesie des Nahen Ostens und biblischen Texten.
Nach den tragischen Ereignissen der Semana Trágica in Katalonien im Jahr 1909 zog er sich zunehmend aus dem literarischen Leben zurück und widmete den Rest seines Lebens dem Priesteramt.
Am 16. Oktober 1922 verstarb er in Palma, Spanien. Heutzutage gibt es viele öffentliche Ehrungen für den Dichter in Spanien:
- Auf Montjuïc in Barcelona gibt es die „Gärten Mossèn Costa i Llobera“, die seinen Namen tragen.
- Mehrere Schulen in Barcelona und Mallorca sind nach dem Dichter benannt.
- Der Hauptgürtel-Asteroid (16852) Nuredduna ist nach der Heldin Nuredduna des Gedichts La deixa del geni grec („Das Erbe des griechischen Genies“) von Miquel Costa i Llobera benannt.
Einzelnachweise
- Bernat Cifre Forteza. “Costa i Llobera i el món clàssic (1854-1922),” Lleonard Muntaner Editor, 2005
- Bartomeu Torres Gost. “Mn. Costa i Llobera,” Biblioteca Les Illes d’Or, 1936
- Bartomeu Torres Gost. “Miguel Costa y Llobera. 1854 – 1922. Itinerario Espiritual De Un Poeta,” Editorial Balmes, 1971
- Miquel Costa i Llobera, Frank Z. Llobera. “The Pine of Formentor (Annotated),” English Edition, 2023
- Miquel Costa i Llobera, Frank Z. Llobera. “Ode to Horace (Translated),” English Edition, 2023